Donnerstag, Januar 05, 2023

Einen bessern findst du nit

In ihrer Reihe "Jahrhundertleben" erzählt die staatsnahe Nachrichtenagentur "NDR" Landser-Autobiografien wie weiland die Großväter. Geboren wurde Walter Benthin aus Ratzeburg 1923 in kleinbürgerlichen Verhältnissen, der Vater profitiert von der Ausrüstung der Wehrmacht und war NSDAP-Zellenleiter, aber selbstredend "nicht politisch". In der HJ fühlt Walter sich wohl - "man war dabei und fertig". Die Ostfront war eine "Härte im Leben" der Wehrmachtssoldaten, die dort zum Beispiel von der "Stalinorgel zerfetzt" wurden - über das, was sie selbst anrichteten, "erzählt man lieber nicht". Dann doch so viel, dass die russischen Verteidiger von ihren Kommandeuren "in den Tod gejagt" wurden; ein Konzept von deutscher Verantwortung am faschistischen Terror offenbart der deutsche "Kamerad", "der immer alles mitmachte, jederzeit", nicht. Dafür gibt es eine schöne "Nahkampfspange", die zeigt dass man "wirklich vorne war" - eine Auszeichnung, die ihm "bis heute etwas bedeutet". Nach einem glücklichen Treffer der sowjetischen Verteidiger gibt es einen Flug "aus dem Kessel mit der legendären Ju 52". Später Kriegsgefangenschaft, "die russischen Bewacher waren ganz nett", Wirtschaftswunder bla bla, die unterm NS eingeschlagene Karriere als Finanzbeamter weitergeführt. Bei der Beschreibung eines Besuch von Verwandten in der Deutschen Demokratischen Republik wird erstmals das Wort "Angst" verwendet. Nach deren Kapitulation im Beitrittsgebiet Schützenvereine gegründet, dafür Bundesverdienstkreuz erhalten, heute ist er 100 Jahre alt. "Ob das im Politischen war, ob es der Krieg war - ich habe alles über mich ergehen lassen, ohne mir große Sorgen zu machen." Eben.

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